Pünktlich zum Indischen Unabhängigkeitstag (und praktischerweise Mariä Himmelfahrt = Feiertag in Teilen Detuschlands) hat Rapid Eye Movies am 15. August wieder einen Film aus Bollywood in die deutschen Kinos gebracht. Natürlich nicht irgendeinen. Nein – den neusten Shahrukh Khan Film. Chennai Express.
Trailer:
Der Trailer hat mich seinerzeit eher nur mäßig begeistert, bei manch einer überspielten Szene konnte ich nicht so recht hinschauen. Wenn es bei 2 Minuten Vorschau schon so schmerzt, wie sollte es dann erst bei 140 Minuten werden?
Nun, was soll ich sagen? Ich lag teilweise echt am Boden. Nein, nicht, weil ich vor Langeweile vom Sitzt gerutscht bin, sondern tatsächlich vor Lachen. 😆
Aber fangen wir von vorne an:
Rahul, Nordinder, 40, unverheiratet, lebt bei seinen Großeltern (väterlicherseits ;)), nachdem er in jungen Jahren seine Eltern verloren hat. Als sein Opa verstirbt, sieht er für sich die Chance, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Er möchte nicht das Familienunternehmen weiterführen und ein Süßigkeitenverkäufer sein. Seine Oma akzeptiert dies, bittet ihn aber, einen Teil der Asche seines Opas in Rameswaram im Süden des Landes dem Meer zu übergeben. Sie vertraue niemand anderem. Wie ungut, dass Rahul mit seinen zwei besten Kumpels längst einen Trip nach Goa organisiert hat. Er besteigt zwar einen Zug – den Chennai Express – plant aber schon beim nächsten Halt wieder aus zu steigen und von seinen Freunden aufgelesen zu werden. Goa kann kommen.
Kommt es aber nicht. Wie natürlich nicht anders zu erwarten war.
Nachdem er die Urne seinen Dadajis im Zug vergessen hat, sprintet er nochmals zurück. Als er aussteigen will, sieht er Meena, Südinderin, Mitte 20, unverheiratet, (gespielt von der wunderschönen und talentierten Deepika Padukone) dem Zug nachrennen. Hier beginnt dann der Reigen an Anspielungen, Anlehnungen, Hommagen und Co an alte (vornehmlich, aber nicht ausschließlich) SRK-Filme. Wie schon bei Kajol in Dilwale Dulhania Le Jayenge hilft er ihr, den Zug noch zu erreichen. Die passende Musik wird auch eingespielt.
Soweit so gut, nun kann er ja raus aus dem Zug. Oder? Nein, kann er nicht, drei Herren benötigen auch noch Hilfe und so kommt der Zuschauer erneut in den Genuss, an DDLJ erinnert zu werden. 😆
Was Rahul zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß: Meena wird von den drei Herren zurück nach Hause in ihr Dorf (Komban) verschleppt, wo ihr Vater sie verheiraten will. Dies macht sie Rahul aber in einer äußerst amüsanten musikalischen Einlage deutlich. Herrlich. Wer Deepika und SRK singen hören mag (naaaja), der kommt ihr voll auf seine Kosten. 😆
Dies war nur die erste Viertelstunde. Und schon da lag ich am Boden. Der Wortwitz überwiegt, auch die Sprachbarriere zwischen Tamil und Hindi wird auf die Schippe genommen. Wie es sich für einen ordentlichen Masala-Film, deklariert als Liebeskomödie, gehört, bekommt man als Zuschauer auch jede Menge Action, Musik und bunte Bilder geboten.
Letztlich bekommt man einen typischen Shetty-Film aufgetischt. Nun ist nicht jeder ein Fan des Regisseurs Rohit Shetty. Die Komödien Golmal 1-3 strapazietren schon arg manchen Nerv, All The Best vor allem die Augen. Bol Bachchan und Singham waren hingegen äußerst unterhaltsam. Aber vielleicht ist das wie mit dem Tropfen und dem Stein :rolleyes:.
Wie dem auch sei, es gibt genug, worüber man meckern kann:
Über die völlig unnötige Kleinwüchsigen-Szene, ohne die der Film auch ausgekommen wäre.
Oder über den ständigen Vollmond im Hintergrund.
Oder über das teils wirklich schlecht abgestimmte Make-up vom alternden Khan (er spielt einen 40 (vierzig!!!) Jahre alten Mann…im letzten Film war er noch Mitte 20! :shock:).
Oder über den etwas zähen zweiten Part nach der Intermission, in der der Humor ein wenig verloren geht (man wird aber mit reichlich Action und mehr oder weniger Romantik entschädigt).
Oder darüber, dass Meena am Anfang noch nen harten südindischen Akzent in ihrem Hindi hat und den später fast völlig verliert.
Am meisten kann man aber wohl darüber meckern, dass überhaupt nicht rüberkommt, wann/wie/warum sich Rahul in Meena verliebt?! Er ist schließlich einer dieser Kerle, die nur Spaß wollen (so zumindest die Charakterzeichnung im ersten Teil). Das Ende ist daher etwas mau, es fehlen doch die großen Gefühle. Und ein böser Vater. Oh, was war Amrish Puri für ein Patriarch in DDLJ…aber ich schweife ab.
Man kann das meckern aber auch sein lassen.
Stattdessen kann man (ja, ich) den Film alles in allem gut finden, vom Soundtrack* begeistert sein.
Den Landschaftsaufnahmen nachträumen.
Die Bilder einfach auf sich wirken lassen.
Über die Hindi-Wortwitze schmunzeln.
Über die Gesangseinlagen und die umgetexteten Songs scheckig lachen.
Ja, das kann man – und das mache ich auch.
Chennai Express läuft derzeit deutschlandweit in vielen Kinos. Auf der Seite von Rapid Eye Movies gibt es einen Spielplan, welcher in den nächsten Tagen noch einmal aktualisiert werden soll.
Get on the train, baby! Und schaut euch den Film an!
*Soundtrack:
Mir hat es besonders der Song „Titli“ angetan. Einfach nur schön. Hach!
Allerdings hab ich heute ständig das erste Lied des Films im Ohr: „One Two Three Four (Get on the Dancefloor)“.
Auch die anderen Songs sind wunderbar. Reinhören kann man hier.